Nee, das Material,

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Mann, das muss auch stimmen.

Laien, ja, mit denen kann man es machen. Verarsche, meine ich. Da steht ein unschlagbar billiger Preis drauf und da steht nicht > Achtung! Billig, aber Scheiße! <, und das Zeug wird gekauft.
Verzweiflung vorprogrammiert, zu Hause, beim Ausprobieren.

Und auch die Farben, die inzwischen in einer unüberschaubaren Auswahl angeboten werden, heißen > Atelier <, > Studio < oder so und suggerieren Qualität. Und weil die Leute immer
auf den Preis schauen, nehmen die Füllstoff mit. Kein Pigment, den eigentlichen Farbgeber, sondern unfarbige Füllmasse. Da ist keine Leuchtkraft mehr in der Farbe.

Wie Knäckebrot, mit Luft zwischendrin.

Ok, nach 15 Scheiben wäre ich auch satt, aber wenn Farben nicht leuchten, nachdem sie abge-
trocknet sind und nur matt, schlaff da rumliegen, dann hat sich das Schnäppchen nicht rentiert. Also, ich kannte auch Profis, die Billigscheiße benutzten. Ich wusste nicht, ob es denen egal war, dass ihre Farbe bereits kurz nach Auftrag zu Bett gegangen war, oder ob die das gar nicht sahen.

Auszug aus "the artist 1"

Amerika

Der Termin, dort drüben in den Staaten, kam näher. Ich war aufgeregt, weil nie dort. Mein Wissen über dieses Land hatte ich aus Funk und Fernsehen. Sagen wir es mal so, ich hatte ein Bild. Allerdings konnte man aus Filmen, wie ich schon erwähnte, eine Menge über die Staaten erfahren. Aus allen Zeiten. Ich war mir sicher, dass nicht ein Drittel aller Amerikaner mehr über die Wirren ihrer Geschichte wussten als ich.

Ich kämpfte in den Unabhängigkeitskriegen mit Charlton Heston. Ich trieb die Ureinwohner als aufrechter Haudegen, so wie ihn John Wayne darstellte, in die Reservation. Und ich sah die großen Häuptlinge ein für sie zutiefst deprimierendes Stück Papier unterschreiben, das sie zu Aussätzigen machte. Dann schlug ich mich zeitweise auf die Seite der Indianer und zerfetzte die letzte Kohorte Custers. Mit Dustin Hoffmann durchlebte ich die Ambivalenzen verschiedener Sichtweisen in "Little Big Man". Mit Stewart Granger als französischem Trapper durchkämmte ich die Rockies. Aber mein absoluter Lieblingsfilm, der so brillant die Natur, die Zivilisation, die mörderische Geschichte der letzten Ureinwohner in Szene setzte, war ein Film mit Robert. Der lange Weg des Jeremiah Johnson. So wäre ich wirklich gern gewesen.

Danach mochte ich die arrogante zivilisierte Rasse der Eroberer nicht mehr. Umso mehr freuten mich dann die Streifen, in den sich die neuen Herren selbst um die Ecke brachten. Ich kann nicht sagen,auf wessen Seite ich stand. Zu den Grauen, den Südlern, oder den Blauröcken. Sicher, die Südstaatler hatten Lincolns Aufruf, den Schwarzen ihre Arbeit auf den Baumwollfeldern als freier Mann zu vergüten, sozusagen nicht goutiert. Aber ob jetzt Vivian Leigh und Rhett Butler schlechte Menschen waren? Sie war eine Zicke, das war klar, aber sie konnte kämpfen. Wir alle wissen, dass die Industrialisierung über die Plantagenanbauer gewonnen hatte, aber nur, um ein neues Heer entrechteter Maschinensklaven zu unterjochen. Aus den wildwest-romantischen Dörfern und Städtchen wuchsen große Zentren der Korruption und Sheriffwillkür. Mit dem Wachstum kamen die Gauner.

Jetzt zitterte ich vor den Maschinengewehren der Mafia in ihren schicken Autos, aus denen sie feuernd durch die Straßen von Chicago jagten. Schwarz-Weiß-Optik. Mit meinem eigenen wachsenden Alter gerieten die Filme, die mein Amerikabild formten, heftiger und brutaler. Das Gros der Bilder, die durch unseren Fernseher kamen, stammte aus den Megacities. LA, New York. Das platte Land kam nur noch selten vor.

Die so schön bunten Streifen in Technicolor-Kitschtönen aus den Siebzigern waren ziemlich un-pc. Man qualmte ohne Unterlass, man benutzte dicke, glänzende Kanonen, und man traute sich Helden zu etablieren, die mit ihren frauenfeindlichen Sprüchen ohne weiteres große Löcher in Verdächtige schießen durften. Mein "Dirty Harry" begleitete mein Erwachsenwerden. Alle diese Filme spielten in den fetten Straßen New Yorks, in den Ghettos von LA oder auf den Berg-und-Tal-Streets von Frisco.
Da kennt man sich dann schon aus.

Und ich sollte nicht die Roadmovies vergessen. Eben hier gestaltete sich eine Verbindung. Stadt-Land. Diverse Hetzjagden quer durch die Bundesstaaten zeigten ein diverses Bild. Menschen aller Arten in meist grandiosen Landschaften. Faschistoide Fettärsche, die jeden, der nicht ihrer Couleur und Überzeugung entsprach, entweder sofort über die Grenzen expedierten oder einfach umbrachten. White Trash – Ku-Klux-Klan. Perverse, die spießiger waren als irgendjemand jemals spießig sein konnte und die, für die die Schwarzen die neuen Indianer waren. Ich hatte das Gefühl, außerhalb der großen Städte lebten nur dumme Bauern, die hinter ihren Vorhängen in kleinen Vorstadtidyllen eigentlich Böses im Schilde führten. Da wollte ich nie hin. Nicht zu denen.
"Easy Rider". Da fing es richtig an.

Auszug aus "the artist 2"